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und auch in Arabien, wo man sonst kein Pferdefleisch ißt,
für einen großen Leckerbissen. Die Pferdemilch wird von
mehreren nomadischen Völkern frisch und sauer als ge-
wöhnlicher Trank benutzt; auch wissen die Kalmücken und
Tartaren in Asien aus ihr ein berauschendes Getränk zu-
zubereiten. Die Haut wird gegerbt und zu Geschirren
gebraucht; auch hat man die Kunst entdeckt, gutes Sohl-
leder aus ihr zu bereiten. ^Die Roßhaare haben zu Pol-
stern einen großen Werth; man kann sie zu Bürsten
Pinseln und Hüten benutzen, auch hat man Zeuge daraus
gewirkt. Auch Vogelschlingen, Siebe, Bogen zu Instru-
menten , Seile u. dergl. macht man daraus. Den Huf
braucht der Kammmacher und Drecholer; geraspelt streut
man ihn auf Aecker. Die Sehnen am Fuße benutzt der
Sattler und der Orgelbauer, dieser zur Verbindung der
Blasbälge; die Vorderzähne der Papierglätter Aus den
Backenzähnen macht man in Irland Knöpfe, wendet sie
auch wohl polirt zu eingelegter Arbeit an. Das Kamm-
fett, das die Abdecker vom Halse des Pferdes gewinnen,
wird von Gerbern und Schustern gebraucht, um das
Leder geschmeidig zu machen. Der Pferdemist ist ein sehr
hitziger 'Dünger und für Mistbeete gut; mit Kleie und
Roggenspreu vermischt soll er ein gutes Schweinfutter
abgeben, und Schafen in der Lungenfäule sehr heilsam sein.
Den Frost aus erfrornen Gliedern zu ziehen, ist ein Fuß-
bad in frischem, in warmem Wasser eingeweichten Pferd-
mist vortrefflich und heilsam.
» 129. Der Fuchs und der Esel.
„Ein Pferd ist doch ein schönes Thier,
Herr Esel!" sprach der Fuchs;
„Schon steh' ich eine Stunde hier,
Betrachtend diese da. O welch ein Wuchs!
Ich sehe mich nicht satt. Sie sprangen hier noch eben
So zierlich, leicht Und schön
Im Klee herum; in meinem Leben
Hab' ich nichts Artigers gesehn.
O bleibe doch ein Weilchen bei mir stebn!"
„Warum ?" — "Hin ihre Sprüng' und Schönheit anzusehen."
„Das wäre wohl der Mühe werth!
Ich springe dir so gut, als dort l'az beste Pferd."
%
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141
schweren Loose, das diese Thiere den Winter hindurch zu
tragen haben, besteht ihre Kost nur aus gesäuerten oder
in Fäulniß übergegangenen und getrockneten Fischen; und
doch werden ihnen erstere als die bessere Speise nur zur
Erquickung und Stärkung gereicht, weil man bemerkt hat,
daß sie weichlich werden und leichter ermüden, wenn sie
diesen Leckerbissen kurz vor dem Antritt einer Reise erhal-
ten. Ihr gewöhnliches Futter sind verschimmelte und an
der Luft getrocknete Fische, ein Gchmaus, bei welchem sie
sich selten anders, als mit blutendem Maule sättigen kön-
nen, weil Gräten und Zähne den größten Theil desselben
ausmachen. Für diese Härte rächen sie sich aber auch
durch ihre erstaunliche Gefräßigkeit, die keinen Gegenstand
verschont, dessen sie habhaft werden können. Mit diebischer
List steigen sie die Leitern hinauf in die luftigsten Vorraths-
kammern ihrer tyrannischen Herrn; mit unnatürlichem
Heißhunger fressen sie Riemen und Lederwerk an, wo sie
es finden; so weit geht ihre Entartung, daß sie selbst
um die eckelhaftesten und von allen andern Thieren -ver-
abscheuteit Dinge mit einander bis auf das Blut streiten.
Aber nicht bloß in der Gefräßigkeit, sondern in der
ganzen Eigenthümlichkeit der thierischen Sitten zeigt sich
diese Entartung. Statt der Wachsamkeit, Treue und An-
hänglichkeit, die der Hund überall seinem Ernährer zeigt,
haben die kamtschatkischen Hunde die Art heimtückischer
Sklaven angenommen. Scheu und unfreundlich meiden sie
ihren Herrn, unbekümmert um die Sicherheit seines Eigen-
thums , das sie gegen keinen Unbekannten zw vertheidigen
wagen. Furchtsam und traurig schleichen sie einzeln um-
her, und blicken beständig aus Mißtrauen um sich. Mit
List und Betrug muß man sie vor die Schlitten zu spannen
suchen; während dies geschieht, strecken sie sämmtlich die
Köpfe empor und erheben ein wehmüthiges Geschrei; so-
bald aber die Fahrt beginnt, verstummen sie plötzlich, und
dann scheinen sie durch hundert tückische Streiche wetteifernd
die Geduld ihres Führers ermüden oder sein Leben in Ge-
fahr bringen zu wollen. Wenn sie an eine gefährliche
Stelle kommen, verdoppeln sie ihre Schnelligkeit im Laufen,
und um nicht von einem steilen Berge heruntergestürzt
oder in einen Fluß geworfen zu werden, sieht mau sich
gewöhnlich gezwungen, ihnen den Schlitten zu überlassen,
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163
acht. Mancher wird dabei denken, da sei es keine Kunst,
daß sie die Fliegen und Mücken, die an ihren Fäden
hängen bleiben, so geschwind erblickt und zu erhaschen
weiß. Allein das machts nicht aus. Denn eine Fliege
hat nach den Untersuchungen der Naturkundigen viele
hundert Augen und nimmt doch das Nest nicht in Acht
und ihre Feindin, die groß genug darin sitzt. Was folgt
daraus? Es gehören nicht nur Augen, sondern auch Ver-
stand und Geschick dazu, wenn man glücklich durch die *
Welt kommen will. — Wie fein ist ein Faden, den eine
Spinne in der größten Geschwindigkeit von einer Wand
bis zu der andern zu ziehen weiß! Und doch versichern
abermal die Naturkundigen, daß ein solcher Faden, den
man kaum mit bloßen Augen sieht, wohl fcchstausendfach
zusammengesetzt sein könne. Das bringen sie so heraus.
Die Spinne hat an ihrem Körper nicht nur eine, sondern
sechs Drüsen, aus welchen zu gleicher Zeit Fäden hervor-
gehen. Aber jede von diesen Drüsen hat wohl tausend
feine Oeffnungen, von welchen keine umsonst da sein wird.
Wenn also jedesmal aus allen diesen Oeffnungen ein sol-
cher Faden hervorgeht, so ist an der Zahl sechstausend
nichts auszusetzen, und dann kann man wohl begreifen,
daß ein solcher Faden, obgleich so fein, doch auch so fest
sein könne, daß das Thier mit der größten Sicherheit da-
ran auf- und absteigen und sich in Sturm und Wetter
darauf verlassen kann. Muß man nicht über die Kunst
und Geschicklichkeit dieser Geschöpfe erstaunen, wenn man
ihnen bei ihrer stillen und unverdrossenen Arbeit zuschaut,
und an den großen und weisen Schöpfer denken, der'für
Alles sorgt und solche Wunder in einem so kleinen und
unscheinbaren Körper zu verbergen weiß?
Das mag Alles gut sein, denkt Mancher, wenn sie
nur nicht giftig wären,' und läuft davon, oder zertritt sie,
wo er eine findet. Aber wer sagt deitn, daß unsere Spin-
nen giftig seien? Noch kein Mensch ist in unsern Gegenden
von einer Spinne vergiftet worden. Giebt es nicht hie
und da Leute, die sie aufs Brod streichen und verschlucken?
Auch sonst thun diese Thierlein, die nur für die Erhaltung
ihres eigenen Lebens besorgt sind, keinem Menschen etwas
zu leide. Im Gegentheil leisten sie in der Natur einen
großen Nutzen, den man aber, wie oft geschieht, nicht
11*
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174
einen Wachstuchen, acht bis neun Zoll lang und halb so
breit, in einem Tag ganz fertig. Die Zellen selbst sind
sechseckige Röhrchen, so geschickt und mit so sorgfältiger
Ersparung des Raumes angelegt, daß sie nach der genau-
sten Berechnung und Ausmessung unverbesserlich befunden
worden sind. Auf einem Wachstuchen, der 15 Zoll lang
und 10 Zoll breit ist, zählt man über 9,000 Zellen. Der
Stoff des Honigs ist der süße Saft (Nektar), der sich in
den allermeisten Blüthen findet, auch der süße Schweiß
auf den Blättern verschiedener Gewächse. Zur Einsamm-
lung desselben fliegen die Arbeitsbienen in den Mittags-
stunden aus, weil alsdann die Hitze diesen Saft am mei-
sten hervorlockt. Sie lecken ihn mit den Rüsseln ab, ver-
schlucken ihn und bereiten ihn in einem besondern Behält-
niß in ihrem Leib, das deßhalb der Honigmagen heißt,
durch Gährung oder Bcinrischung anderer Säfte gehörig
zu. Wenn dieser Magen voll ist, kehren sie nach Hanse
zurück, geben den Honig durch den Mund wieder von sich
und legen ihn in die dazu bestimmten Zellen. Die ange-
füllten Zellen verschließen sie mit einem Wachsdeckel. An
Farbe, Geschmack und Geruch ist der Honig nach Beschaf-
fenheit der Gewächse, von welchen die Säfte genommen
werden, verschieden. Die Lindenblnthe gibt den weißesten,
schmackhaftesten Honig. Kornblumen, Cichorien, Rüben ma-
chen ihn gelb; Buchweizen oder Haidetoru bräunlich. Acl-
ter als 2 Jahre dürfen die sogenannten Waben, d. h. die
gefüllten Honigzellen nicht sein, sonst werden sie schwarz.
Besser im Frühjghr, als im Herbste, hält man die Honig-
ernte oder das Zeideln, weil man nicht weiß, wie der
Winter ausfällt, und weil die Bienen im Frühjahr, wo
sie die Natur zum neuen Leben und zu neuer, kräftiger
Thätigkeit ruft, desto emsiger die Lücken ausfüllen, welche
durch das Zeideln entstanden sind. Man schneidet dann
die schweren Stöcke aus, -oder nimmt doch beträchtliche
Stücke von den Waben ab.
Sehr merkwürdig ist das Schwärmen der Bienen oder
das Auswandern eines beträchtlichen Theils aus dem alten
oder Mutterstocke. Dieß geschieht im Sommer, wenn der
Zuwachs in einem solchen Stocke zu groß wird, und darin
mehr als eine Königin befindlich ist. Eine solche stellt sich
dann an die Spitze der Auswandernden, eines Schwarmes,
13
Und viel Pastet und Leckerbrod
Verdirbt nur Blut und Magen
Die Köche kochen lauter Noth,
Sie kochen uns viel eher todt;
Ihr Herren, laßt euch sagen!
Schön röthlich die Kartoffeln sind
Und weiß wie Alabaster,
Verdaun sich lieblich und geschwind
Und sind für Mann und Frau und Kind
Ein rechtes Magenpflaster.
25. Der Fleiß der Thiere.
Wie emsig im Grund sich die Ameise regt,
Und Körnchen bei Körnchen zum Verrathe trägt!
Sie schafft in dem Sommer, damit es ihr nicht
Im Froste des Winters am Brode gebricht.
Dort sammelt die Biene mit fleißigem Sinn
Von Blume zu Blume den süßen Gewinn:
Das wirthliche Völkchen fliegt ein und fliegt aus
Und füllet mit Honig das zierliche Haus.
Geh', siehe das kleine, das fleißige Thier,
Du müßiger Fauler, und lerne von ihr.
Geh', sammle wie Bienen, noch weilet die Zeit;
Bald sind mit Gestöber die Fluren beschneit.
26 Das B üb lein auf dem Eis.
Gefroren hat es heuer noch gar kein festes Eis;
Büblein geht auf den Weiher und spricht so zu sich leis:
Ich will es einmal wagen; das Eis, es muß doch tragen;
Wer weiß?
Das Büblein stampft und hacket mit seinem Stiefelein;
Das Eis ans einmal knacket, und — krach! da brichts hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt als wie ein Krebs und
zappelt
Und schreit:
O helft, ich muß versinken in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken im tiefen, tiefen See!
War' nicht ein Mann gekommen, der sich ein Herz genommen,
O weh!
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36
hinzu kam, sah sie, daß es ein kleiner Sperling war. Das
kleine Geschöpf war noch ganz nackt, und nur an einigen
wenigen Stellen zeigten sich die Spuren von Federn, die
hervorkommen wollten.
Karoline nahm das hülflose Thier auf und rief den
Vater. Vater, sieh, sagte sie, da habe ich einen nackten
kleinen Sperling auf dem Hofe gefunden; was mach' ich
mit ihm?
Und wie mag der denn wohl auf den Hof gekommen sein?
sagte der Vater und ließ sich die Stelle zeigen, wo sie das
Vöqelchen gefunden hatte. Er sah in die Höhe und ent-
deckte , daß oben unter dem Dache ein Sperlingsnest war.
Sicherlich, sagte er, ist es aus dem Neste gefallen, und
wenn hier unten nicht so viel Stroh gelegen hätte, so
würde es ganz zerschmettert sein. Aber, was du mit dem
armen Thiere machen wirst, fuhr der Vater fort, das weiß
ich in der That nicht. Auffüttern wird es sich schwerlich
lassen.
Ach, Vater, antwortete Karoline, da muß es ja gar
verhungern! Könntest du es denn nicht wieder in sein Nest
setzen?
Kind, sprach der Vater, du siehest, wie hoch das Nest
ist, und Niemand hat hier eine Leiter, welche so weit hin-
auf reichte. Wir müssen versuchen, ob es sich auffüttern
läßt. "
Es wurden gleich Anstalten gemacht. Karoline holte
die weichsten Betten aus der Wiege, in welcher ihre Puppe
schlief, und steckte das nackte Vögelchen hinein, welches
auch geru darin sitzen blieb. Es wurden Semmel in Milch
und kleine Samenkörner in Wasser eingeweicht, um den
kleinen hülflosen Gast vermittelst derselben zu füttern.
Das Thicrchen sperrte den kleinen Schnabel auf, ließ
sich das Futter geben und schluckte es glücklich hinunter.
Nun, da es einmal gefressen hatte, hoffte Karoline das
Thierchen wohl zu erhalten. Sie ließ sich von dem Vater
sagen, wie oft sie dasselbe des Tages werde füttern müssen,
und wie viel jedes Mal, und sie hielt die pünktlichste
Ordnung. . Das Thierchen fraß und wuchs und bekam
in wenigen Tagen Federn.
Nach und nach lernte der Sperling allein fressen. Jetzt
machte ihm Karoline ein weiches Nest aus Stroh und
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56
gleich sagen: Zwei Groschen sind für mich und meine
Frau zur Nahrung; mit zwei zahle ich Schulden;
zwei lege ich auf Zinsen und zwei verschenke ich. Der
König fand die Antwort des Bauers räthselhaft und for-
derte von ihm eine Erklärung. Der Bauer gab sie ihm
folgendermaßen: Was die zwei ersten Groschen zu meiner
Nahrung betrifft, das versteht sich von selbst. Mit den
zwei andern, mit denen ich Schulden bezahle, hat es diese
Bewandniß. Ich habe zu Hause noch Aeltern, die ihres
hohen Alters wegen Nichts mehr verdienen können. Weil sie
mich nun in der Jugend ernährt und erzogen haben,
so bin ich ja schuldig, sie nun auch zu ernähren; und diese
Schuld trage ich täglich mit zwei Groschen ab. Das
dritte Paar Groschen, von denen ich sagte, daß ich sie auf
Zinsen lege, wende ich auf die Erziehung ineiner Kinder,
in Hoffnung, daß sie mich, wenn ich nicht mehr arbeiten
kann, auch ernähren werden. Mit den zwei letzten Gro-
schen aber, die ich verschenke, ernähre ich aus brüderlicher
Liebe meine beiden armen und kränklichen Schwestern. —
Der König war sehr vergnügt über den braven, edlen
Bauer, der mit aller Anspruchlosigkeit und heiterer Laune
von der Verwendung seines Lohnes gesprochen hatte, und
bezeigte ihm seine herzliche Zufriedenheit. Nach einigen
Tagen wurde dem Bauer bekannt gemacht, daß ihm der
König durch ein kleines Jahrgeld beistehen wolle, seine
sonderbaren Schulden zu verringern und sein Kapital für
Zeit und Ewigkeit zu vermehren. — Da erst erfuhr der
gute Mann, wer mit ihm geredet hatte.
76. Deuksprüche.
Ein Vater soll zu Gott an jedem Tage beten:
Herr, lehre mich dein Amt beim Kinde recht vertreten.
O Herz, versuch es nur! So leicht ist, fromm zu sein:
Und es zu scheinen, ist so eine schwere Pein.
Der Vater straft sein Kind, und fühlet selbst den Streich.
Die Härt' ist lobenswerth, wo dir das Herz ist weich.
77. Die Aexte
Einem Zimmermann fiel aus Versehen seine Art in
einen tiefen Strom. Er bat den Flußgott inbrünstig, er
möchte ihm, da er arm sei, wieder dazu verhelfen. Der
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57
Flußgott war so gnädig, stieg auf und brachte eine —
goldene Art zum Vorschein. „Das ist die-weinige nicht!"
sprach der Zimmermaun ganz gelassen. Der Geist tauchte
von neuem unter und langte eine silberne hervor. „Auch
die gehört mir nicht!" sprach der Anne. Und zum dritten
Male langte der Flußgott eine Art von Eisen mit einem
hölzernen Stiele hervor. ,/Das ist die rechte! das ist sie!"
rief der Arbeitsmann fröhlich. „Gut! ich sehe, du bist
eben so wahrhaft als arm," sprach der mitleidige Geist;
„zur Belohnung ninnn alle drei mit." Diese Geschichte
war bald in der ganzen Gegend bekannt. Ein Schalk,
der sie erfahren hatte, nahm sich vor, zu versuchen, ob
auch gegen ihn der Flußgott so mild sein würde. Er ließ
seine Art mit Willen in den Strom fallen, flehete zum
Flußgott und hatte das Vergnügen, ihn aufsteigen zu sehen.
Er klagte ihm seinen Verlust, und der Geist brachte, wie
damals, eine goldene Art hervor. „Ist sie das, mein
Sohn?" — „Ja, ja, das ist sic!„ antwortete der Lügner
und griff schon darnach. „Halt, Nichtswürdiger!" erscholl
nun die Stimme des erzürnten Geistes, „glaubst du denjeni-
gen zu hintergehen, der bis ins Innere deines Herzens sehen
kann? Zur Strafe deines Luges und Betruges verliere auch
dasjenige, was bisher dein war!" Und ohne Art mußte
der Lügner nach Hause wandern. — Ein warnendes Bei-
spiel der alten Lehre, daß die Lüge stets dem Lügner
schade. -
78. Wenderäthsel.
Vorwärts beschaut bin ich ein — doch halt! ich hab mich verrathen;
Rückwärts suche mich nur, wahrlich du findest mich nie.
79. Die Kanarienvög eichen.
Ein kleines Mädchen, Namens Karoline hatte ein
allerliebstes Kanarienvögelchen. Das Thierchen sang vom
frühen Morgen bis an den Abend und war so schön, gold-
gelb mit schwarzem Häubchen. Karoline aber gab ihm
zu essen Samen und kühlendes Kraut, auch zuweilen ein
Stückchen Zucker und täglich frisches klares Wasser. Aber
plötzlich begann das Vögelchen zu trauern, und eines Mor-
gens, als Karoline ihm Wasser bringen wollte, lag es
todt in dem Käsig. Da erhob die Kleine.ein lautes Weh-
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120
eines Maulwurfs betrachtet, so werdet ihr finden: Er hat
in der oberen Kinnlade 0 und in der unteren 8 spitzige
Vorderzähne, und hinter denselben Eckzähne auf allen vier
Seiten, und daraus folgt, es ist kein Thier, das an
Pflanzen nagt, sondern ein kleines Raubthier, das andere
Thiere frißt. ,
Zweitens, wenn ihr einem getödteten Maulwurf den
Bauch aufschneidet und in den Magen schaut; denn was
er frißt, muß er im Magen haben. Nun werdet ihr, wenn
ihr die Probe machen wollt, nie Wurzelfasern oder so etwas-
in dem Magen des Maulwurfs finden, aber immer die
, Häute von Engerlingen, Negenwürmern und anderm Un-
geziefer , das unter der Erde lebt. — Wie fi'ehts nun aus?
Wenn ihr nun den Maulwurf fleißig verfolgt, und mit
Stumpf und Stiel vertilgen wollt, so thut ihr euch selbst
den größten Schaden und den Engerlingen den größten
Gefallen. Da können sie alsdann eure Wiesen und Felder
verwüsten, wachsen und gedeihen, und im Frühjahr kommt
alsdann der Maikäfer, und frißt euch die Bäume kahl wie
Besenreis. — So sieht's aus!
i32. Die Schwalben.
r In eines armen Mannes Haus
kam lange.zeit, von Jahr zu Jahr,
im Lenzbeginn ein Schwalbenpaar.
Mit Freuden nahm der arme Mann
sie auf, und schlug ein Brettchen an,
worauf sie sich ihr Nest erbauten,
und frohen Muths herniederschauten.
Sie gingen fort. Der arme Mann
ward unverhofft durch Erbschaft reich.
Nun ward das alte Haus sogleich
zerstöret und neu aufgeführt,
mit Marmorsäulen ansgeziert;
das Schwalbenbrettchen riß man nieder.
Indessen kam das Pärchen wieder,
sie zwitscherten ihr Morgenlied;
^ „Fort !" rief der reiche Mann voll Wuth,
„vertilget mir die schnöde Brut!„
Die Schwalben flogen rasch davon
und sangen noch im frohen Ton:
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132
vertreibe». Als eine Verlängerung der Nase kann man
den oft 6 — 7 Fnß langen Rüssel betrachten. Mit diesem
Rüssel weiß der Elephant sehr geschickt umzugehen. - So
hebt er z. B. damit Geldstücke von der Erde auf, pflückt
Blumen ab, zieht Stöpsel ans den Flaschen, löset Knoten
ans und macht mehrere andere Kunststückchen damit, die in
Erstaunen setzen. Auch besitzt er eine sehr große Kraft
darin; er hebt Menschen damit hoch in die Höhe und
tobtet sie mit einem einzigen Schlage. Zu beiden Seiten
des Rüssels befinden sich "die beiden großen Zähne,'welche
das schöne Elfenbein liefern, oft 160 Pfund schwer sind
und ihm im gereitzten Zustande zur Angriffs - und Verthei-
digungswaffe dienen. Von Natur ist er sehr gutmüthig
und thut Niemand was zu Leide. Wild lebt er in sumpfi-
gen Gegenden heerdenweise beisammen. Das südliche Asien
und das mittlere Afrika ist sein Vaterland. Seine Nah-
rung besteht aus Reis, Baumblättern, Datteln, Gras
u. dgl. m. Am liebsten löscht er seinen Durst mit Wasser;
aber auch Branntwein, besonders Arak, ist ihm ein sehr
willkommenes Getränk. Bei seiner Größe bedarf er natür-
lich sehr viel zu seinem Unterhalte. Muß er noch dazu
schwere Herrendienste verrichten, so bedarf er zu seiner
Sättigung 100 Pfund Reis, und frißt nebenbei vielleicht
noch eben so viel Laub und zarte Baumäste. Ein junger
noch nicht ausgewachsener Elephant in Kassel fraß täglich
60 Pfund Brod, 24 Pfund Heu und 3 Metzen Möhren.
Die Art ihn zu fangen ist sehr verschieden. Oft ver-
sucht man es, ihm nahe zu kommen, daß man eine Schlinge
um seine Hinterfüße werfen kann. Natürlich muß diese
Schlinge von sehr festem, haltbarem Leder oder guten Hanf-
seilen sein, sonst zerreißt er sie wie einen dünnen Faden.
Hat er sich darin gefangen: so befestigt man die Schlinge
an einem dicken Baume, den er nicht umreißen kann, und
sucht ihn durch einen zahmen Elephanten zu beruhigen. —
Noch häufiger lockt man ihn in große, mit starken Pfählen
umzäunte Plätze, die immer enger und enger werden, so
daß er am Ende sich nicht mehr umdrehen und frei bewegen
kann. Gezähmt wird er zu verschiedenen Verrichtungen
gebraucht. Vorzüglich bedient man sich seiner, um große
Lasten schnell und sicher von einem Orte zum andern zu
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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